Mittwoch, 29. Januar 2020
Beredtes Verschweigen
An Hand eines kurzen Eintrags möchte ich einmal darstellen, welche Informationen zwischen den Zeilen er enthalten, welche Gedanken des Autors er widerspiegeln und welche verschiedenen Reaktionen beim Leser er verursachen kann. Die Menge der Infos kann kleiner, grösser und anders sein als der Text rein sprachlich hergibt. Menschliche Sprache kann - im Gegensatz zur tierischen und anderen Kommunikationsformen - auch die Ergänzung oder gar das Gegenteil von Behauptungen dessen enthalten, was sie - eben nur augenscheinlich - zum Ausdruck bringt.

Über das Thema "Planung von drei Kurzurlauben" hätte ich auch schon früher oder erst später oder gar überhaupt nicht schreiben können oder wollen. Ich schrieb den Eintrag jedoch an einem Tag, als gerade eine grössere Panikmache in allen Medien wegen dem Corona-Virus in China stattfand. Nach dem Motto "Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen" wollte ich allerdings keinen Baum pflanzen, noch glaubte ich an einen bevorstehenden Weltuntergang. Der hätte mich durchaus davon abgehalten, seien wir doch mal ehrlich. Ich wollte nur als kleines Gegengewicht zu dem Thema etwas Positives schreiben, wo es um private Zukunftsplanung für ein ganzes Jahr ging.

Auch der letzte Satz des Eintrags ("Und als Rentner hat man ja Zeit zum Planen“) spielte scherzhaft auf die Tatsache an, dass man als Rentner und Älterwerdender naturgegebenermassen nicht mehr so ganz arg weit vorausplanen kann.

Der Satz "Besuche bei meinen Kindern und Kindeskindern muss ich dann irgendwie auch noch wochenendweise einschieben" kann interessante und uninteressante Informationen enthalten und/oder Fragen und Gedanken beim Leser auslösen. Sind ihm seine Geschwister und Schwiegerfamilie wichtiger als seine Enkel? Nur wer frühere Einträge von mir kennt, weiss, dass ich regelmässig nach Belgien fahre und nicht aus eigenem Erleben wissen kann, was man von mir als Opa erwarten können muss. Es wurde mir ja nicht vorgelebt. In dem Alter, in dem ich jetzt bin, war mein Vater schon tot und seine drei Enkelkinder gerade erst geboren.

Jeder Satz ist Bestandteil einer Geschichte. Es muss beim Leser nicht die gleiche sein wie beim Autor.

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Ausgewählte Einträge:
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